Das Forderungsmanagement muss stimmen!

von Jasmin Taher

Viele Schweizer Unternehmen gehen insolvent, weil ihre Aussenstände nicht bezahlt werden. Grund hierfür ist oft ein schlecht organisiertes Mahnwesen. Häufig wird in der Buchhaltung ein zu grosser Aufwand betrieben, werden zu viele Mahnungen versandt und gezögert, ein Inkassounternehmen einzuschalten, um Betreibungen einzuleiten oder Verlustscheine einzutreiben.

Seit 2008 erhebt das BFS die Gründe für Konkurse. Demnach waren im Jahr 2014 fast 13 % der Auflösungen auf Mängel in der Organisation zurückzuführen. Im Jahr 2015 musste in der Schweiz die Rekordsumme in Höhe von fast 2,9 Milliarden Franken als Verluste abgeschrieben werden (Quelle: bfs.admin.ch).

Höchste Pro-Kopf-Verschuldung der Welt

Nicht nur im gewerblichen Sektor führen Forderungsaussenstände zu Problemen. Auch viele private Bürger können Ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Die Schweiz hatte laut Global Wealth Report der Allianz im Jahr 2015 mit 80.860 EUR (knapp 88.600 CHF) die höchste Pro-Kopf-Verschuldungsrate der Welt (allianz.com).

Der Begriff Verschuldung schliesst Kredite, Zahlungsrückstände und Kontoüberzüge ein.

Der häufigste Grund für die Verschuldung von Privatleuten sind Konsumkredite, das heisst, wenn Kredite aufgenommen werden, um ein Auto, eine Wohnung, Ferien oder Hobbies zu bezahlen. Aber auch wenn Schulden für Ausbildung, Kinderbetreuung, oder zur Deckung von Gesundheitskosten aufgenommen werden müssen, spricht man von Konsumkrediten. Am häufigsten werden Autos auf Pump gekauft, gefolgt von Gütern für die Wohnung. 10 % der schweizerischen Bevölkerung wohnen in einem Haushalt, der einen Autokredit abbezahlen muss.

«Sobald die jungen Leute von zuhause ausziehen, schnappt bei vielen die Schuldenfalle zu.»

Bruno Crestani; Betreibungsbeamte Zürich Kreis 4

(Quelle: Schulden.ch)

Viele Bürger sind mit ihren Zahlungen im Rückstand. Allein 9 % der Bevölkerung haben Steuerschulden, die sie nicht bezahlen können, gefolgt von 7 % die ihre nicht-immobilienbezogenen Darlehen und mehr als 4 % die laufenden Rechnungen, für Wasser, Strom, Heizung, Miete oder Krankenkassenprämien nicht begleichen können.

(Quelle für diesen kompletten Paragraphen: BFS)

Schuldenberatungsstellen

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Wie können Unternehmen ihre Aussenstände einfordern?

Wenn Ihre Schuldner nicht zahlen wollen oder können, müssen Sie dringend Ihr Mahnwesen verbessern. Denn wenn Sie nicht dafür sorgen, dass Ihre Ausgangsrechnungen von Ihren Debitoren bezahlt werden und Sie gegebenenfalls sogar gezwungen sind, Aussenstände abzuschreiben, laufen Sie Gefahr, zahlungsunfähig zu werden. Es ist also wichtig, dass Sie Ihr Forderungsmanagement optimieren oder gegebenenfalls an ein Inkasso-Unternehmen ausgliedern.

Tipps für ein gutes Forderungsmanagement:

  • Rechnungen sofort schreiben
  • Mahnungen nicht zu lange herausschieben
  • Laut Gesetz ist ab dem Datum ein der ersten Mahnung ein Verzugszins von fünf Prozent geschuldet
  • Spätestens nach der dritten Mahnung ein Rechtsverfahren einleiten
  • Auch bei langjährigen Bestandskunden Zahlungsverzüge konsequent ahnden
  • Bei Neukunden die Bonität prüfen

«70% der Verluste eines Unternehmens entstehen durch Zahlungsausfälle von Kunden, mit denen es schon seit 20 Jahren bekannt ist.»

Christian Thury, Axa-Winterthur (kmu.admin.ch)

Autorin: Jasmin Taher


Weitere Quellen:

  • Geldgespraeche.wordpress.com: Blog «Hochverschuldete Schweiz: Reykjavik der Alpen»
  • Vorsorgeexperten.ch: Schweizer Privathaushalte am höchsten verschuldet
  • Kosten einer Werbekampagne – Umgang mit ausstehenden Forderungen – Über Kreditwürdigkeit der Kunden informiert sein – alle kmu.admin.ch
  • Betreibung (Wikipedia)
  • Verschuldung und Bezug zum Geld (BFS) – Betreibungs- und Konkursstatistik 2014, beide bfs.admin.ch

 


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