KI einordnen, reguliert und sinnvoll einsetzen
Künstliche Intelligenz (KI) nimmt immer mehr Fahrt auf. Zumindest, wenn man die zahlreichen Pressemeldungen über neue Tools und Entwicklungen liest. Was bedeutet dies für Schweizer KMU? Wie können sie KI gewinnbringend anwenden und wo lohnt es sich, lieber zurückhaltend zu sein? Tipps in diesem Artikel.
Die Themen im Überblick:

Die Herausforderungen für KMU in der Schweiz haben zugenommen
Mittendrin mit vielen Fragen…
Wohl selten haben sich innert kurzer Zeit so viele uns beeinflussende «Welten» verändert wie in den letzten fünf Jahren.
So zumindest empfinde ich es. Da ist nicht nur die unsichere geopolitische Lage, sondern auch die hohen Datenschutzanforderungen sowie die Entwicklung und Einführung von Künstlicher Intelligenz.
Unsicherheit hier. Unsicherheit dort.
Immer mehr Menge in immer weniger Zeit – so ungefähr kann man die Herausforderungen von KMU bezeichnen. Immer mehr bedeutet zum Beispiel:
- mehr Gesetze und Auflagen einhalten müssen
- schneller und günstiger liefern sollen
- mehr Wettbewerb durch die Digitalität (Schnelligkeit, Einfachheit)
- mehr Unsicherheiten bei Rohstoff-Lieferungen
In den Medien immer mehr Infos. Viele davon widersprechen einander. Was soll man nun wem glauben?
Natürlich gehören Risiken zum Unternehmertum dazu. Aber in diesem Ausmass?
Es steht viel auf dem Spiel. Darum ist umsichtiges Handeln angesagt.
Fazit:
Die Arbeitswelt für KMU wird immer komplexer und unübersichtlicher. Wie sehr sehnen wir uns nach einem Tool, das Unterstützung und Vereinfachung verspricht – und zudem «Erfahrung» und «Übersicht» bietet.

Am Anfang … Welche Bedeutung hat KI für KMU?
KI einordnen, verstehen und damit umgehen können.
Schaut man die durch KI-entwickelnde Unternehmen angepriesenen Vorteile an, so kann Künstliche Intelligenz in einigen der oben genannten Punkte tatsächlich effizient helfen. Soweit sehr spannend und … enorm verlockend. Diese neuen Möglichkeiten sollten wir zumindest prüfen!
«Also mit ChatGPT, Perplexity.ai oder mit DeepSeek arbeiten?»
Achtung: Hier darf unsere Zurückhaltung schon anfangen.
«Aber meine Geschäftsfreunde machen es auch so und sind begeistert. Endlich haben sie mehr Zeit für die wichtigen und dringenden Aufgaben. Was also soll an diesen KI-Tools falsch sein?»
Lassen Sie uns kurz zurückblicken in die ersten paar 2000-er Jahre, wo Digitalität und Internet immer mehr in Fahrt kamen.
«Am Anfang ist es pure Magie»,
schreibt das digitale Magazin Republik in seinerStellungnahme zu Künstlicher Intelligenz.
Dank Digitalisierung und Internet wurde das Arbeitsleben einfacher. Ein Tastendruck, ein Klick – und schon … Doch mal ehrlich: Würden wir es heute nochmals gleich angehen?
Wenn wir bedenken, was uns diese Möglichkeiten auch alles gekostet haben? Sind die Gewinne wirklich echte Gewinne?
Wir sind so gut vernetzt, dass viele Menschen schon an Social Media Fatigue leiden.
«Social Media Fatigue oder auch Social Media Müdigkeit bezeichnet die zunehmende Erschöpfung von Social Media-Nutzern und -Nutzerinnen in Bezug auf die sozialen Medien.» (Quelle: femalexperts.com).
Man ist in Kontakt, aber eben doch nicht wirklich. Social Media Fatigue ist eine von vielen Zeiterscheinungen. Vom Vielzuviel und Viel-zu-schnell. Mit diesem Tempo kann unsere Psyche nicht mithalten.
Wir sind einem Output ausgesetzt, dem unser Aufnahmevermögen nicht gewachsen ist. Mehr Möglichkeiten und Produkte – das belegen Studien – machen uns nicht automatisch glücklicher.
Was bedeutet das nun im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz?
Am besten machen wir zuerst eine kleine Auslegeordnung.

Unser Bedürfnis – was davon ist umsetzbar?
Spannungsfeld zwischen imaginären und persönlichen Möglichkeiten
Wir Unternehmer möchten gern schnell vorankommen. Besser sein als unsere Mitbewerber. Kreativer. Wir wollen Vorsprung gewinnen. Die Sicherheit spüren, dass wir konkurrenzfähig sind. Auf Knopfdruck erfahren, wie fit unsere Firma ist.
Schnell…
Die Vorstellung, «es» endlich zu können, fühlt sich gut an. Durch KI erhoffen wir uns Zeitgewinn und neue Impulse. Kurz zusammengefasst: ein ruhigeres Leben. Perspektiven können so schön sein …
Doch diesbezüglich ist die Geschichte ein brutaler Spiegel.
Immer, wenn etwas automatisiert wurde, haben Menschen sich nicht etwa entspannt, sondern sich abermals mit viel Arbeit zugedeckt.
Ob durch eine Entlastung diese hartnäckige innere Leere aufkommt, gegen die wir uns so hilflos fühlen?
Künstliche Intelligenz kann uns zweifellos entlasten. Das hat jedoch auch eine Kehrseite.
Die Angst vor Verlust aller Art. Verlust von Kontrolle, von Kreativität, von Arbeit etc.
Da ist
die Angst, ausgeliefert zu sein, Zusammenhänge nicht zu verstehen und abhängig zu sein von etwas, das unseren menschlichen Verstand übersteigt.

Zeitgewinn: schnellere Abläufe in der Firma
Schritte wagen, Grenzen definieren
Manchmal helfen kleine Schritte. Erste Erfahrungen mit möglichst geringem Risiko. Künstliche Intelligenz so anwenden, dass Sie innerhalb einer Firma und mit eigenen Daten (!) schneller arbeiten können, weil Gesuchtes schneller gefunden wird, finde ich völlig O. K., solange die verwendete Software nicht aussereuropäisch ist.
Der Grund dafür sind die Datenschutzbestimmungen und diese werden aussereuropäisch leider oft mit Füssen getreten. Das wird sich in nächster Zeit ziemlich sicher nicht ändern.
Interne Daten sollten darum keiner Firma anvertraut werden, die jetzt schon ein bedenkliches Image hat. Diese Haltung könnte man als engstirnig bezeichnen, ich nenne sie verantwortungsbewusst.
Mehr Impulse für Marketing und Schriftverkehr
Verantwortung wahrnehmen
Unternehmer haben grundsätzlich gerne im Blick, wie die Konkurrenz wirbt. Daher ist die Analyse durch ein KI-Tool eine willkommene Unterstützung. Doch Achtung:
Jede KI-Analyse und -Antwort muss überprüft werden. Im Internet finden sich sehr viele Fake Infos, die durch KI noch weiter verbreitet werden und zu sogenannten Halluzinationen führen können.
KI benötigt darum immer auch menschliche Intelligenz. Doch wer liefert diese, wenn alles «viel einfacher geht»?
Es ist erstaunlich, wie schnell KI einen Text generiert. Wer bisher Mühe hatte mit Texten, der wird staunen und sich freuen. Das ist durchaus gut so.
Dabei arbeitet sie mit dem, was bisher gesagt und geschrieben wurde. KI bildet ab. Kreti und Pleti. Will heissen, Sie überprüfen besser, ob die Analyse oder der künstlich generierte Inhalt und Aussagen auch stimmt.

Was Künstliche Intelligenz kann und was nicht
KI kann uns nicht ersetzen.
Künstliche Intelligenz bezieht ihre Infos sowohl von Mitbewerbern als auch von uns. Daraus erstellt sie dann auf den ersten Blick beeindruckende Antworten.
Um am Markt erfolgreich zu sein, brauchen Unternehmen ein eigenes Image, eigene Ziele und ein einzigartiges USP (Alleinstellungsmerkmal). Dabei kann KI uns nicht direkt helfen. Denn alles, was sie liefert, ist Kopie.
Die Gefahr, dass wir uns via KI am Mitbewerb orientieren, ist also gross. Diese Tatsache finde ich sehr ernüchternd.
Bleiben wir bei unserem Beispiel vom Texte Schreiben.
Wenn jemand nicht gewohnt ist zu schreiben, verbessert sich mit KI wahrscheinlich das Niveau, der Ausdruck und die Schnelligkeit. Einzigartigkeit allerdings ist keine zu erwarten. Das Gleiche gilt für Bilder. Und für alles, was kreativ erstellt werden muss. Wer viel liest und viel textet, merkt , dass bei KI-generierten Texten ein gewisser Spirit fehlt, sozusagen ein Gegenüber. Sie sind sicher umfassend recherchiert, aber es ist unpersönlich. Natürlich kann dies auch eine Frage des Promptens sein.
Wer jetzt schon viel textet und gestaltet, wird ein noch besserer Spezialist für Texte und Gestaltung. Wer seine Prompts zielsicher anwendet, wird Prompt-Spezialist.
Sehen Sie den Unterschied? Laut einer Umfrage haben über 50 Prozent unserer Unternehmen Respekt vor einem Kreativitätsverlust bei der Anwendung von KI. Diese Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, da wir verlieren, was wir nicht immer wieder anwenden. Beim Körperlichen ist das ganz offensichtlich und dieses Prinzip gilt auch für alle anderen Bereiche des Menschseins!
Für KMU kann die Verwendung von Künstlicher Intelligenz also in erster Linie ein Zeitgewinn sein, jedoch nicht ein Identitätsgewinn oder eine bessere Identitätsdarstellung.
Echtheit und Überzeugung sind immer spürbar, fehlende Wahrhaftigkeit ebenso.
Bleibt die Frage, ob das Image und die Kundennähe mittels KI erhalten und/oder gefördert werden können. Meiner Meinung nach fällt mit der Verwendung von KI ein wesentlicher Teil der zwischenmenschlichen Beziehung weg. Denn Künstliche Intelligenz ist nun mal künstlich und nicht menschlich.

Wo KI eingesetzt werden kann
Gesunde Bindung ist mit KI nicht möglich.
Künstliche Intelligenz hilft uns äusserst wirkungsvoll bei der Vereinfachung interner Abläufe, beim Suchen von Dokumenten, bei zahlreichen Fleissaarbeiten etc. Auch bei der Erstellung von Dokumenten und Präsentationen für die interne Kommunikation. Denn die Identität des Unternehmens ist bereits bekannt und wird (hoffentlich) auch gelebt. Es muss allerdings beobachtet werden, wie die Verwendung von KI sich auf den Teamspirit auswirkt.
Denn sie schafft keine menschliche Nähe … Plötzlich erhalten alle mehr Mails und Infos, bei denen sie sich nicht gemeint fühlen, weil das Gegenüber mit seiner Identität fehlt …
Für die externe Kommunikation empfehle ich, auf Künstliche Intelligenz zu verzichten. Zu gross ist die Möglichkeit, dass Sie als KMU verbreiten, was andere schon geschrieben haben. So werden Sie weder richtig beachtet noch verstanden. Weil der Anlass dazu fehlt.
Kunden werden, sind und bleiben Kunden, weil sie Ihre Einzigartigkeit spüren und sich damit identifizieren können.
Vielleicht haben Sie andere Erfahrungen gemacht. Künstliche Intelligenz ist in Entwicklung und dies fördert viele Prognosen und Perspektiven, die sich erst noch bewahrheiten müssen.
Am Anfang ist es pure Magie…
Lassen wir uns dort auf Künstliche Intelligenz ein, wo sie nicht in unsere Identität als Unternehmen und als Menschen eingreifen kann.
Denn unsere Identität gilt es unbedingt zu bewahren!
© KMU-Marketing-Blog.ch, 7.04. 2025, Andreas Räber

Redaktionelle Leitung KMU-Marketing-Blog.ch
Andreas Räber ist Enneagramm-Coach/Trainer, GPI®-Coach, eidg. dipl. Marketingplaner, sowie Autor von zahlreichen Blogs, Fachartikeln und Kurzgeschichten aus den Bereichen Beruf, Gesundheit, Wirtschaft, Natur und Leben.

Nützliches im Web zum Thema KI
- raeber-online-marketing.ch: Künstliche (KI) und menschliche Intelligenz (MI) sind – richtig eingesetzt – ein Dreamteam
- Zeit.de: Deepfakes: Fälscht keine Menschen! Mit Geld macht ihr es doch auch nicht. Von Marc-Uwe Kling und 100 weiteren Originalen.
- Marketing-Boerse.de: Warum KI-Texte oft ungenau sind. KI-Tools wie ChatGPT liefern gute Entwürfe, erfordern aber menschliche Nachbearbeitung für bessere Qualität, Stil und korrekte Fakten.
- derStandard.at: Machen uns ChatGPT und andere Chatbots zunehmend dümmer? Menschen, die immer mehr Aufgaben an Künstliche Intelligenz auslagern, könnten ihre kritischen Denkfähigkeiten verlieren, wie Studien zeigen. Es gibt aber auch Möglichkeiten, gegenzusteuern.
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